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Ein Brief des Saarbrücker Oberbürgermeisters Uwe Conradt an die Heinrich Böll Stiftung Saar

    Anlässlich einer Solidaritätskundgebung für Israel am 21.05.2021 trat auch Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) als Redner auf. Die Heinrich Böll Stiftung Saar nahm den geplanten Auftritt zum Anlass, in einer Erklärung (1) darauf hinzuweisen, dass sich die Solidarität mit Jüdinnen und Juden und die gleichzeitige öffentliche Ehrung von Antisemiten und Nazis durch Straßennamen und andere Monumente ausschließt. Oberbürgermeister Conradt nahm unsere Forderungen zum Anlass uns einen empörten Brief zu schreiben.

    Diesen Brief machen wir hier der interessierten Öffentlichkeit zugänglich (2).

    Für den Oberbürgermeister einer Landeshauptstadt müsste es selbstverständlich sein, so unserer Geschäftsführer Erich Später, diejenigen zu ehren, die ihr Leben für Demokratie und Menschenwürde eingesetzt haben. Schließlich hätte auch die CDU-Saar mit dem Erbe der Christlichen Volkspartei (CVP) von Johannes Hoffmann eine antifaschistische Tradition, auf die sie stolz sein könnte. Kein Wort verliert Conradt darüber, dass die Ehrung von Nazis und die Austilgung der antifaschistischen Erinnerungskultur von seiner CDU im Bündnis mit der DPS (Vorläuferpartei der FDP) 1956/57 durchgesetzt wurde. Auch wenn diese Entscheidungen lange vor seinem politischen Engagement getroffen wurden, kann sich OB Conradt nicht auf die „Gnade der späten Geburt“ zurückziehen; er war auch vor seiner Wahl als OB schon politisch verantwortlich.Als Mitglied des Stadtrates verweigerten er und seine CDU-Fraktion Max Braun, dem Anführer der saarländischen Antifaschisten bis 1935, die posthume Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Saarbrücken. Vor der Abstimmung verließen Conradt und die gesamte CDU-Fraktion geschlossen die Sitzung des Saarbrücker Stadtrates am 08.12.2015. Für Conradt und Kollegen war es auch 60 Jahre nach der Auslöschung der Erinnerung an Max Braun aus dem Saarbrücker Stadtbild, immer noch keine Selbstverständlichkeit ihn als Persönlichkeit, die stellvertretend für das demokratische und antifaschistische Saarland steht, zu ehren. Dabei ist Max Braun auch das Symbol für die entschlossene Verteidigung der jüdischen SaarländerInnen gegen den Vernichtungsantisemitismus der NSDAP. Zu deren Aktivisten gehörten, neben vielen anderen CDU-Funktionären der Nachkriegszeit, auch die späteren CDU-Ministerpräsidenten Egon Reinert und Franz Josef Röder.

    (1) Die Erklärung als PDF zum Download
    (2) Der Brief von OB Uwe Conradt als PDF zum Download