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Jiddisch Woch Saarbrikn

    Das Festival bietet fünf Tage lang – muzik, kultur un fargenign – rund um die jiddische Sprache. Wir verlagern die jiddische und jüdische Kultur von der Synagoge aus in verschiedene Orte Saarbrückens: Erkunde und erlebe diese Vielfalt mit uns gemeinsam durch historische Stadtrundgänge, Vorträge, Konzert, Theaterstück, Workshops, einem Schabbatmahl und vielem mehr!

    Das Kulturfestival wird organisiert von der Projektgruppe „Jiddisch Woch Saarbrikn“, getragen von der Synagogengemeinde Saar und findet in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Saar und weiteren Kooperationspartner:innen statt.

    Das geplante Programm der Jiddisch Woch Saarbrikn vom 18.06.2025 - 22.06.2025

    Das Programm und Hinweise zur Anmeldung & Tickets finden Sie hier: https://jiddisch-woch.com/

    Jiddischkayt in saarbrikn?

    Wie anderswo in Europa erlebte das jüdische Leben im Saargebiet bis Anfang der 1930er Jahre eine Blütezeit. Damals konnte die hiesige jüdische Gemeinschaft in drei Gruppen unterteilt werden: Assimilierte deutsche, säkulare deutsche und aus Osteuropa geflüchtete Jüdinnen und Juden, die traditionell orthodox lebten und Jiddisch sprachen. Vor 1935 gab es im Saargebiet 23 Synagogen und über 4500 Jüdinnen und Juden. Heute konzentriert sich die jüdische Gemeinschaft im Saarland auf Saarbrücken, wo 1946 die erste Nachkriegsgemeinde auf deutschem Gebiet gegründetwurde. 1951 wurde die neue Synagoge eingeweiht, die mit viel Optimismus Sitzplätze für mehr als 250 Personen bot.

    Die Synagogengemeinde Saarbrücken ist seitdem der einzige Ort im Saarland, an dem jüdisches Leben aktiv gepflegt wird. Sie bietet eine Vielzahl an Veranstaltungen – von Lesungen und Konzerten bis zu Festen, Workshops und Jugendaktivitäten. In den 1970er und 1990er Jahren gab es einen kurzweiligen Interessen-Zuwachs an jüdischer und jiddischer Kultur in Deutschland. Jüdisches Leben und Jiddisch fanden zunehmend öffentliche Aufmerksamkeit: Im Theater im Viertel wurden jiddische Künstler:innen eingeladen, Ruth Boguslawski sang jiddische Lieder, und Helmut Eisels Klarinette erklang im ganzen Land. Auch fanden in den 1990er Jahren vier Jahre lang die „Jüdischen Kulturtage“ statt. Heute gibt es mit “Meet Klezmer”, den “Jüdischen Filmtagen” oder „Growing4Respect“ Veranstaltungen, die jüdisches Leben außerhalb der Synagoge sichtbar machen und interessierte nicht-jüdische Menschen erreichen.

    Trotz dieser positiven Entwicklungen kämpft die jüdische Gemeinschaft heute mit Überalterung, Generationenkonflikten und einem Rückgang der Mitgliederzahlen. Die Zuwanderung der russischsprachigen „Kontingentflüchtlinge“ brachte sowohl damals als auch heute wieder Spannungen zwischen dieser Gruppe und den deutschen Jüdinnen und Juden hervor. Zudem zieht die junge Generation oft aus dem Saarland weg, während der wachsende Antisemitismus – besonders seit dem 7. Oktober 2023 – Angst erzeugt. Soll und kann jüdisches Leben offen gelebt werden? Wie ernst ist es der Mehrheitsgesellschaft um ihr Interesse und ihre Freundschaft gegenüber den jüdischen Mitbürger:innen? Können wir uns gegenseitig vertrauen? Auf diese Fragen zu antworten, fällt nicht leicht und die Beantwortung führt innerhalb der jüdischen Gemeinschaft zu Spaltungen. Die aktuelle politische Situation erschwert es, „Jiddischkayt“ in seiner vollen Bedeutung zu leben.

    Die „Jiddisch Woch Saarbrikn“ setzt genau hier an: als Netzwerkveranstaltung, die jüdisches Leben sichtbarer macht und den Dialog zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Menschen fördert. Ziel ist es, die Lebendigkeit jiddischer Musik und Sprache zu vermitteln und Brücken zwischen den Gemeinschaften und Generationen zu bauen. So kann in verschiedenen Veranstaltungen die jiddische Sprache und Kultur sowie jüdisches Leben sichtbar und zugänglich gemacht werden. Durch die sprachliche Nähe zum Deutschen und Saarländischen wird der Zugang zur jiddischen Kultur erleichtert und eine tiefere Auseinandersetzung ermöglicht. Für die Saarbrücker Gesellschaft bedeutet dies, jüdische Kultur sowohl als Teil der deutschen, als auch migrantischen Geschichte zu begreifen und eine Gelegenheit, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.

    Die Projektgruppe Jiddisch Woch Saarbrikn hat sich Anfang 2025 gegründet, mit dem Ziel, jiddische und jüdische Kultur von der Synagoge aus in die Stadt zu tragen: Die vielfältigen kulturellen Verflechtungen und Begegnungspunkte möchten wir sichtbar und erfahrbar machen.

    Unser kleines Organisationsteam vereint Menschen mit unterschiedlichsten kulturellen und beruflichen Backgrounds. Gemeinsam setzen wir uns für den interkulturellen Dialog ein und möchten über die transnationale Geschichte der jiddischen Kultur aufklären. Durch die sprachliche Nähe zum Deutschen und dem Saarländischen erleichtert sich der Zugang zur jiddischen Sprache – und eröffnet neue Wege zur Auseinandersetzung mit jüdischer Geschichte und Gegenwart.

    Für die Saarbrücker Gesellschaft bedeutet dies, jüdische Kultur sowohl als Teil der deutschen, als auch migrantischen Geschichte zu begreifen und eine Gelegenheit, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Gerade in einer Zeit, in der Demokratie zunehmend unter Druck steht, Antisemitismus wächst und rechtspopulistische Strömungen erstarken, wollen wir ein Zeichen setzen.

    Die Trägerschaft des Projekts übernimmt die Synagogengemeinde Saar KdöR. Sie veranstaltet regelmäßig Events innerhalb und auch außerhalb der Gemeinde. Besonders Veranstaltungen wie Meet Klezmer oder auch Growing4Respect, die sich gezielt an Jugendliche richten, sind esseziell um das respektvolle und friedliche Miteinander in unserer vielfältigen Gesellschaft zu fördern und daran wollen wir auch mit der Jiddisch Woch anknüpfen.

    Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen (kulturellen) Vereinen und Kulturorten der Region wollen wir zudem das Netzwerk an Akteur:innen, die sich für Vielfalt, Dialog und demokratische Werte einsetzen, zusammenführen. International renommierte Gäste treffen dabei auf engagierte lokale Akteure und gestalten das Programm gemeinsam. Über die Grenzen hinweg soll das Verständnis zwischen verschiedenen Kulturen gefördert und die Bedeutung des jüdischen Erbes gewürdigt werden.