27. Oktober 2017
18:00 Uhr
Politische Akademie
der Stiftung Demokratie Saarland
Europaallee 18
66113 Saarbrücken
Vortrag „Die deutsche Besatzungspolitik in den Niederlanden (1940–1945)“
Der deutsche Überfall auf die neutrale Niederlande am 10. Mai 1940 war der Beginn der fünfjährigen deutschen Besatzungsherrschaft. Die 8,8 Millionen Einwohner wurden einem brutalen Regime unterworfen. Das Land wurde systematischen in den Dienst der deutschen Rüstungswirtschaft gestellt und gegen Ende des Krieges großflächig ausgeraubt und zerstört. Allein im Spätherbst 1944 und in den ersten Monaten des Jahres 1945 wurden insgesamt 10 Prozent des Landes überflutet, um den Vormarsch der Alliierten aufzuhalten. Der darauffolgenden Hungersnot fielen ca. 18. 000 Menschen zum Opfer. Historisch beispiellos war das systematische Mordprogramm an der jüdischen Zivilbevölkerung der Niederlande. Die Entrechtung, Ausplünderung und Konzentration der jüdischen Bevölkerung in Ghettos begann unmittelbar nach der Besetzung des Landes. In den deutschen Vernichtungs- und Konzentrationslagern wurden bis 1945 ca. 110.000 Bürger des Landes ermordet.
In seinem Vortrag analysiert der Wiener Historiker Johannes Koll die Strukturen der deutschen Herrschaft anhand der Biographie von Arthur Seyß- Inquart, Hitlers Statthalter in den Niederlanden. Koll beleuchtet ein in Deutschland lange verdrängtes Kapitel nationalsozialistischer Herrschaft.
Johannes Koll arbeitet als Historiker und Archivar am Wiener Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Er habilitierte sich 2015 mit der Arbeit: Arthur Seyß-Inquart und die deutsche Besatzungspolitik in den Niederlanden (Böhlau Verlag).